Der Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim 2024 geht an Jacqueline Burckhardt, Marianne Burkhalter, Christian Sumi und Valérie Favre

(Letzte Änderung 01.02.2024)

Bern, 01.02.2024 - Auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission zeichnet das Bundesamt für Kultur (BAK) in diesem Jahr Jacqueline Burckhardt, Marianne Burkhalter und Christian Sumi sowie Valérie Favre mit dem Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim aus. Die Preisverleihung findet am 10. Juni 2024 im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung Swiss Art Awards in Basel statt.

Jacqueline Burckhardt – Engagierte Gestalterin einer lebendigen Kunstvermittlung

Die Karriere von Jacqueline Burckhardt (*1947 in Basel) ist vielfältig: Zunächst studierte sie Kunstrestaurierung am Istituto centrale per il Restauro in Rom und anschliessend Kunstgeschichte in Zürich, wo sie heute lebt. Als Restauratorin, Kunsthistorikerin, Kuratorin, Autorin, Herausgeberin und Veranstalterin hat sie sich erfolgreich für die internationale Positionierung der Schweizer Kunstszene und die Anerkennung der zeitgenössischen Kunst eingesetzt.

Jacqueline Burckhardt war 1984 Mitbegründerin der Kunstzeitschrift Parkett, die zweisprachig in Deutsch und Englisch erscheint. In den 33 Jahren bis zur Einstellung der Publikation 2017 waren die 101 Ausgaben von Parkett ein grosser Erfolg und brachten die bedeutendsten Kunstschaffenden ihrer Generation zusammen. Parallel zu ihrer Tätigkeit als Redaktorin rief Jacqueline Burckhardt eine Performances-Reihe am Kunsthaus Zürich ins Leben und leitete während zehn Jahren die Sommerakademie am Zentrum Paul Klee in Bern. 1996 war sie Ko-Kuratorin der Ausstellung Meret Oppenheim: Beyond the Teacup am Guggenheim Museum in New York. Von 1998 bis 2006 präsidierte sie die Eidgenössische Kunstkommission, in der sie sich für die Einrichtung des Prix Meret Oppenheim einsetzte.

2009 begleitete Jacqueline Burckhardt als Kuratorin den Künstler Sigmar Polke bei der Umsetzung der Fenster im Grossmünster Zürich. Sie unterrichtete an der Accademia di architettura in Mendrisio und war von 2005 bis 2015 Kuratorin des Novartis Campus in Basel. Ihre Biografie La mia commedia dell’arte erschien 2022 in der Edition Patrick Frey und war bereits nach einigen Monaten vergriffen. Die englische Fassung erscheint im Frühling 2024.

Marianne Burkhalter und Christian Sumi – Pionierleistungen im modernen Holzbau

In ihrem vielseitigen Schaffen haben Marianne Burkhalter (*1947 in Thalwil) und Christian Sumi (*1950 in Biel) gebaut, unterrichtet, geforscht, ausgestellt und umfangreich publiziert. 1984 gründeten sie das Büro Burkhalter Sumi und wurden mit ihrem Form- und Farbkonzept (Rot ist ihr Markenzeichen), das sie auf Holzelemente und Vorfabrikate anwenden, rasch zur internationalen Referenz. Von Anfang an waren ihnen die Umweltfragen bewusst. Sie entwickelten neue Typen des Wohnungsbaus und nutzten in ihren Projekten schon früh das «Adaptive Reuse» (adaptive Wiederverwendung), eine Wiederverwendungsstrategie, die heute in der Architektur immer häufiger eingesetzt wird.

Die unterschiedlichen Lebensläufe von Marianne Burkhalter und Christian Sumi ergänzen sich beim Lösen grundsätzlicher Probleme des Bauens. Marianne Burkhalter ist ausgebildete Bauzeichnerin und experimentierte in avantgardistischen Büros wie Superstudio in Florenz oder Studio Works in Los Angeles mit interdisziplinären Methoden, bevor sie an der Universität Princeton studierte. Christian Sumi forschte in den 1980er-Jahren am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) zur Moderne, namentlich zu Otto Rudolf Salvisberg und Le Corbusier.

2020 entschied das Duo nach 36 Jahren eines insbesondere für die Architektur in der Deutschschweiz und im Tessin prägenden Schaffens, ihr Architekturbüro an ihre Partner zu übergeben (heute OXID Architektur Zürich). 2021 schenkten Burkhalter Sumi einen Teil ihres Archivs dem gta der ETHZ. Unter dem Namen Burkhalter Sumi führen sie ihre auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Bau‑ und Forschungstätigkeit weiter.

Valérie Favre – unkonventionelle Malerin

Für Valérie Favre (*1959 in Leubringen) ist das Malen eine radikale Art, über die Welt nachzudenken. Ihre Arbeiten sind der «Figuration Libre» nahe. Sie widerspiegeln die Vorstellungskraft der Künstlerin und sind geprägt von den stets vorhandenen bewussten Bezügen zu Film, Theater, Literatur, Erzählungen und Kunstgeschichte. Heute widmen sich viele Kunstschaffende wieder der figurativen und erzählenden Malerei. Mit ihrem seit mehr als dreissig Jahren entwickelten malerischen Schaffen nimmt Valérie Favre dabei eine Vorreiterrolle ein.

Nach einer anfänglichen Karriere in Theater und Film in Genf und Paris widmet sich Valerie Favre seit Ende der 1980er-Jahre autodidaktisch der Malerei. Während der damalige Diskurs der zeitgenössischen Kunst von Konzeptkunst und Minimal Art geprägt war, schuf Valérie Favre überschwängliche, expressionistische Kompositionen und machte sich rasch einen Namen als feministische Malerin. Sie arbeitet dabei meistens über mehrere Jahre gleichzeitig an verschiedenen Serien. Eine davon ist Lapine Univers (2001-2012) um eine hybride Gestalt mit langen Hasenohren, gleichzeitig Heldin und Antiheldin. Während zehn Jahren entstand ausserdem ihre Sammlung Suicide (2003-2013), in der Favre das Thema Suizid in unzähligen Formen verarbeitet.

1998 zog Valérie Favre nach Berlin, wo sie seit 2006 an der Universität der Künste Malerei lehrt. Heute lebt und arbeitet sie in Neuenburg und Berlin. Ihre Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen und sie nimmt regelmässig an internationalen Ausstellungen teil.

Der Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim zeichnet seit 2001 Persönlichkeiten aus, die in den Bereichen Kunst, Architektur, Kritik, Verlags- oder Ausstellungswesen tätig sind. Die Auszeichnungen sind mit je 40 000 Franken dotiert. Die Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim 2024 werden zusammen mit den Schweizer Kunstpreisen im Rahmen der Ausstellung Swiss Art Awards am 10. Juni 2024 in Basel vergeben. Die Preisträgerinnen und der Preisträger werden in einer Publikation mit aktuellen Interviews und in drei Videoporträts vorgestellt. Die Ausstellung Swiss Art Awards in der Messe Basel, Halle 1.1, wird am 10. Juni 2024 eröffnet und kann während der Art Basel vom 11. bis 16. Juni 2024 besucht werden.        


Adresse für Rückfragen

Interviews mit den Preisträgerinnen und dem Preisträger: media-kunst@schweizerkulturpreise.ch

Zu den Schweizer Kunstpreisen: Léa Fluck, Kunstförderung, Sektion Kulturschaffen, Bundesamt für Kultur, Tel.: +41 78 616 22 67, lea.fluck@bak.admin.ch



Herausgeber

Bundesamt für Kultur
http://www.bak.admin.ch

Letzte Änderung 15.12.2023

Zum Seitenanfang

https://www.bak.admin.ch/content/bak/de/home/aktuelles/nsb-news.msg-id-99897.html