Konkreten Anlass zur Erarbeitung des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) gab die grosse Sorge wegen des rasanten Wachstums der Schweizer Siedlungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Diese Sorge fand ihren Niederschlag im Bundesbeschluss über dringliche Massnahmen auf dem Gebiete der Raumplanung vom 17. März 1972 (BMR), der die Kantone verpflichtete Schutzgebiete auszuscheiden, um wertvolle Siedlungen und Landschaften vor der drohenden Zerstörung durch einen überbordenden Bauboom zu retten.
Die tatsächlichen Arbeiten am ISOS begannen 1973 mit der Entwicklung einer für die Inventarisierung von Ortsbildern geeigneten Methode – der ISOS-Methode. In der Folge wurden etappenweise schweizweit 6000 Ortsbilder inventarisiert. Nur die national bedeutenden fanden Eingang ins ISOS. Die anderen sind je nach Qualitäten als Ortsbilder von regionaler oder lokaler Bedeutung eingestuft worden. Während die Inventarisierung an der einen Seite der Schweiz endete, begann auf der anderen Seite die erste Revision des ISOS. Sie wurde 2016 abgeschlossen.
Die zweite Revision des Inventars wurde 2018 aufgenommen. Diese Aufgabe führt das Bundesamt für Kultur (BAK) als Fachstelle des Bundes für Baukultur aus. Die Arbeiten erfolgen kantonsweise in Begleitung von einem Expertengremium, dem ständigen Bewertungsausschuss ISOS sowie dem jeweiligen Kanton. Im Rahmen der bundesgesetzlich vorgeschriebenen Anhörung entscheidet jeder Kanton, inwiefern er weitere Kreise konsultiert. Die meisten Kantone beziehen die betroffenen Gemeinden sowie Fachgremien in den Revisionsprozess mit ein. Der Bundesrat entscheidet abschliessend, ob ein Ortsbild ins ISOS aufgenommen oder aus dem ISOS gestrichen wird.
Das ISOS umfasst aktuell rund 1200 Objekte in allen Kantonen. Das sind rund 20 Prozent der schweizerischen Siedlungen.