Ivo Antognini - Facettenreicher Komponist für Chormusik
Der 1963 geborene Ivo Antognini ist einer der prägenden Komponisten für die zeitgenössische Chormusik. Die Werke des Tessiners werden von renommierten Chören weltweit aufgeführt.
Antognini interessiert sich seit seiner Kindheit für Komposition. Nach dem Klavierstudium in Lugano bei der Pianistin Nora Doallo folgten weitere Studienjahre an der Swiss Jazz School in Bern. Ivo Antognini komponierte nach dem Studium verschiedenste Musik für Film und Fernsehen und veröffentlichte drei Jazzalben mit Eigenkompositionen.
2006 begegnete Ivo Antognini dem berühmten Tessiner Kinder- und Jugendchor Calicantus und seinem Leiter Mario Fontana. Seitdem fokussiert sich Antogninis Arbeit auf die Chormusik. Seine Kompositionen gelten als sehr vielseitig und sind so für ganz verschiedene Stimmen und Chöre zugänglich. Antogninis Oratorium «A Prayer for Mother Earth» wurde im Mai 2016 in der Carnegie Hall in New York uraufgeführt. 2023 veröffentlichte der renommierte Trinity College Choir of Cambridge mit «Come to me in the silence of the night» ein komplettes Album mit Werken von Ivo Antognini.
Ivo Antogninis Chorwerke wurden bei nationalen und internationalen Wettbewerben mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Neben dem Komponieren unterrichtet er ausserdem am Conservatorio della Svizzera italiana in Lugano.
Simone Aubert - Grenzenlose Neugier und Do-It-Yourself-Attitüde
Die Multiinstrumentalistin Simone Aubert ist aus der experimentellen Musikszene der Schweiz nicht wegzudenken. Mit ihren verschiedenen Bands findet die Genferin seit über 20 Jahren und Hunderten von Konzerten eine ganz eigene freie Musik. Diese zeichnet sich durch eine Do-It-Yourself-Attitüde aus, die das Nicht-Klassifizierbare umarmt und das Zarte wie das Brutale auslotet.
Die Bands von Simone Aubert heissen Hyperculte, Massicot, Tout Bleu oder Yalla Miku. Bei allen Bands – die sich oft im Umfeld des Genfer Labels Bongo Joe Records bewegen – wählt Aubert einen autodidaktischen Zugang und spielt immer wieder eine andere Rolle: Mal sitzt sie am Schlagzeug, mal spielt sie Gitarre, mal wählt sie die Elektronik oder sie steht mit ihrer Stimme im Zentrum der Aufmerksamkeit wie bei Tout Bleu. Stets sucht die multidisziplinäre Künstlerin den unerwarteten Austausch – etwa im Duett mit der Sängerin Simone Felber, die in diesem Jahr ebenfalls mit einem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet wird.
Simone Auberts neugierige, sozial und politisch engagierte Musik ist aber nicht nur dank ihren Bands und ihrem weiten Netzwerk präsent. Auberts Musik ist auch in Tanz- und Theaterstücken oder in Kunst- und Wissenschaftsprojekten zu hören.
Zusätzlich ist Simone Aubert Mitgründerin des Genfer Festivals Baz’Art, das bei der Programmation einen spartenübergreifenden Ansatz wählt. Auch hier zeigt sich ihr freier Zugang fernab von Genres.
Simone Felber - Jodelkultur im Jetzt und für die Zukunft
Simone Felber ist klassisch ausgebildete Mezzosopranistin – und Jodlerin. Die 1992 geborene Luzernerin ist damit eine prägende Stimme der zeitgenössischen Volksmusik.
Noch während des Studiums an der Hochschule Luzern war für Felber klar, dass sie mehr will als «nur» klassische Musik zu singen. Denn, so sagt Simone Felber: «Während es in der Klassik um die perfekte Vorstellung von Klang geht, eröffnen der Jazz und die Volksmusik einem die Gelegenheit, seinen ganz eigenen Klang zu finden.» Sie nahm Unterricht bei der bekannten Jodlerin Nadja Räss, suchte den Austausch mit Naturjodlerinnen und Naturjodlern – und fand so zu einer Volksmusik, in der das Ursprüngliche im Vordergrund steht.
Mit ihren Formationen wie Simone Felbers iheimisch oder der A-Cappella-Formation famm gibt Simone Felber der Jodel- und der Schweizer Liedkultur eine neue Stimme. Mit Echo vom Eierstock leitet sie einen aufsehenerregenden feministischen Chor, der die alten Lieder aus der Männerchortradition mit zeitgenössischen Texten aktualisiert. Im Duo hedi drescht mit dem Jazzpianisten Lukas Gernet schreibt Simone Felber neue Jodellieder, die sich um die Frage «Was ist Heimat?» drehen. Zudem sucht sie den experimentellen Austausch, zum Beispiel mit Simone Aubert, die 2024 ebenfalls mit einem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet wird. Felber zeigt mit all ihren Aktivitäten auf, wie aktuell und emanzipiert Schweizer Volksmusik klingen kann.
Leila Schayegh - Meisterin der Alten Musik
Leila Schayegh ist eine Meisterin der Alten Musik. Als Violinistin und Forscherin holt die in Basel lebende Winterthurerin die Werke der Barockmusik in die Gegenwart.
Leila Schayegh studierte zunächst klassische Geige in Basel. Wenig später folgte ein weiteres Studium bei Chiara Banchini – Schweizer Musikpreisträgerin 2021 – an der Schola Cantorum in Basel. Seither prägt die historische Aufführungspraxis Alter Musik das musikalische Schaffen von Leila Schayegh. Als Solistin und Kammermusikerin zählt Schayegh heute zur Spitzenklasse der Alten Musik. Dabei umfasst das Repertoire von Schayegh 300 Jahre – eine enorme Zeitspanne, die die Vielfalt der Barockmusik aufzeigt. Seit einigen Jahren erweitert Leila Schayegh ihr Repertoire mit Werken aus den Epochen der Klassik und Romantik. 2018 spielte sie die Violinsonaten von Johannes Brahms ein. 2021 veröffentlichte Leila Schayegh die sechs Solosonaten und -Partiten von Johann Sebastian Bach, die als «Geigen-Olymp» gelten.
Leila Schayegh ist seit 2010 Professorin für Barockvioline an der Schola Cantorum Basiliensis. Sie gibt damit ihr enormes historisches Wissen an die Studentinnen und Studenten weiter – und betont die Wichtigkeit einer persönlichen und eigenständigen Interpretation der Alten Musik.
Tapiwa Svosve - Saxofonist mit weitsichtiger Kreativität
Der 1995 geborene Tapiwa Svosve hält mit seinem Saxofonspiel eine Schlüsselposition im aktuellen Schweizer Jazz. Mit seinen Bands und Projekten hinterfragt der Zürcher gängige kulturelle Strukturen.
Tapiwa Svosve studierte Jazz an der Zürcher Hochschule der Künste. 2017 wurde Svosves Band District Five mit dem ZKB-Jazzpreis ausgezeichnet. Die Gruppe spielt aber keinen Jazz im klassischen Sinne, sondern experimentierte seit Beginn mit Fusion-Elementen und Elektronik. Mit Alben wie «Burnt Sugar» (2022) und «Pause» (2023) entfernten sich District Five weiter vom Jazz in Richtung psychedelischer Rockmusik. Neben dieser Band tritt Tapiwa Svosve mit Musikerinnen wie Evelinn Trouble (Trägerin eines Schweizer Musikpreis 2018), dem US-Schlagzeuger Hamid Drake oder der Akkordeonistin Tizia Zimmermann auf. Mit elektronischen Soloprojekten sucht Svosve nach immer neuen musikalischen Ausdrücken. Mit Asma Maroof und Patrick Belaga spielte Svosve 2023 das international aufsehenerregende Album «The Sport of Love» ein. Tapiwa Svosve arbeitete für das Schauspielhaus Zürich und war Mitgründer des Gamut Kollektivs, das die Musikszene in Zürich ab 2015 mit neuen Konzepten und Festivals nachhaltig belebte.
Mit seinem interdisziplinären und experimentellen Ansatz gibt Tapiwa Svosve neue Impulse und fordert unser Hörverhalten heraus.
Zeal & Ardor - Mit Gospel-Metal zum Welterfolg
Die Band des Baslers Manuel Gagneux verbindet Black Metal mit Gospel. Mit diesem spektakulären Mix erschafft er eine völlig neue Musik – und feiert weltweit Erfolge.
Zeal & Ardor zählt im Ausland zu den bekanntesten Schweizer Acts der heutigen Zeit. Dabei begann alles mit einem Experiment: Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger Manuel Gagneux fragte in einem Internetforum, welche Musikstile man unbedingt einmal miteinander verbinden sollte. Black Metal und Gospel, war die Antwort. Manuel Gagneux, der sich als Musiker damals noch Birdmask nannte, experimentierte mit dieser Vorgabe. 2017 veröffentlichte er das Album «Devil Is Fine» unter dem Namen Zeal & Ardor, was so viel wie «Eifer und Hitze» bedeutet. Diese Songs sorgten für Begeisterung in internationalen Musikmedien, sodass Gagneux sein Projekt zur Liveband erweiterte: Die Musik wird seither von Gagneuxs Kompositionen, Gesang und Gitarrenspiel, dem Gitarristen Tiziano Volante, dem Bassisten Lukas Kurmann (in der Nachfolge von Mia Rafaela Dieu), dem Schlagzeuger Marco von Allmen und Denis Wagner und Marc Obrist (Gesang) getragen. Auftritte an wichtigen Metalfestivals wie dem Wacken Open Air in Norddeutschland sowie ausgedehnte Tourneen durch Europa/UK, die USA, Australien und Neuseeland sowie Brasilien folgten. 2023 erzählte der Film «Play with the Devil» diese Erfolgsgeschichte in den Schweizer Kinos und im Ausland.
Mit den Alben «Stranger Fruit» (2018) und «Zeal & Ardor» (2022) vertiefte Manuel Gagneux seine ganz eigene, innovative Metal-Spielart. Auch Zeal & Ardors neuestes Album «GREIF», das im August 2024 erscheinen wird, hat nichts von diesem rebellischen und aufrüttelnden Geist eingebüsst.
Zimoun - Visuelle Klangpoesie im Raum
Zimoun verwischt die Grenzen zwischen Kunst und Musik. In seinen leisen und doch spektakulären Installationen schafft der Berner Künstler Interaktionen zwischen visuellen, auditiven und räumlichen Elementen.
Für seine beeindruckenden, oft raumfüllenden Arbeiten benutzt Zimoun meist recycelte Alltagsmaterialien wie beispielsweise Karton, die er oft mit einer Vielzahl an Motoren in Bewegung versetzt. Durch die Kraft der Mechanik entstehen ureigene Klangwelten. Zimouns Arbeiten strahlen trotz ihrer genauen und minimalistischen Ordnung eine unerhörte Eigenwilligkeit aus, die chaotische Züge annehmen kann.
Diese Verbindung von visuellen und klanglichen Elementen zeigte sich bereits in den frühen 2000er-Jahren. Damals präsentierte Zimoun seine Arbeiten im TONUS-MUSIC LABOR (heute Orbital Garden) – einem experimentellen Veranstaltungsort des Musikers Don Li in der Berner Altstadt. Seither stellt Zimoun seine Klanginstallationen weltweit aus. 2021 widmete ihm das Haus Konstruktiv in Zürich eine grosse Einzelausstellung.
Neben seinen Installationen, die er auch als musikalische Kompositionen begreift, arbeitet Zimoun auch rein akustisch. Er konzipiert dabei für Hörerinnen und Hörer Mehrkanal-Kompositionen, die den Raum akustisch erfahrbar machen. Zu diesen akustischen Arbeiten, in denen die visuelle Komponente gänzlich fehlt, zählt die Reihe «Dark Matter Series», die in Kulturräumen wie dem Kino Rex in Bern zu erleben war.