Julie Campiche - Impulsgebende Harfenistin des Gegenwartsjazz
Die Harfenistin Julie Campiche zählt zu den innovativsten Jazz-Musikerinnen der Schweizer Gegenwart. Mit ihrem Instrument steht die 1983 geborene Genferin für ein einfühlsames und kraftvolles Spiel – und erschafft so eine ganz eigene Klangfarbe in der europäischen Jazzszene.
Nach dem Unterricht in klassischer Harfe am Konservatorium in Genf taucht Campiche als 20-Jährige mit dem im Jazz sonst selten gespielten Saiteninstrument in die Jazzwelt ein. Hier findet sie neue Freiheiten für ihren künstlerischen Ausdruck und den Gemeinschaftssinn, die ihre experimentierfreudigen und sozial engagierten Kompositionen auszeichnen.
Julie Campiche forscht unentwegt an ihrem musikalischen Ausdruck – mit einer sehr persönlichen Technik und dem Einsatz von elektronischen Effektgeräten. Als erste Harfenistin überhaupt erwarb Campiche einen Master in Komposition und Jazz-Performance an der Haute Ecole de Musique in Lausanne. Sie experimentiert als Solokünstlerin, leitet ein herausragendes Quartett, bestehend aus dem Saxofonisten Leo Fumagalli, dem Kontrabassisten Manu Hagmann und dem Schlagzeuger Clemens Kuratle, und geht Theater-, Performance- und musikalische Kollaborationen ein: zuletzt etwa mit dem Barockorchester Capella Jenensis oder mit Erik Truffaz, dem Träger des Schweizer Grand Prix Musik 2023.
Mit ihrer Arbeit und ihren zahl losen Konzerten – beispielsweise am Montreux Jazz Festival, in der Elbphilharmonie in Hamburg oder im Vortex Jazz Club in London – hat sich Campiche als impulsgebende Instrumentalistin und Komponistin in der europäischen Jazzszene etabliert. Anfang 2026 wird Julie Campiche ihr erstes Solo-Album Julie Campiche Solo – UNSPOKEN veröffentlichen.
Thomas Demenga - Herausragender Cellist und Wissensvermittler
Thomas Demenga ist Cellist, Komponist und Pädagoge von internationalem Renommee. Mit seinem künstlerischen Schaffen und seiner Vermittlungsarbeit als Professor inspiriert der 1954 in Bern geborene Demenga seit Jahrzehnten neue Generationen von Musikschaffenden aus unterschiedlichen Genres.
Thomas Demengas Karriere erstreckt sich über mehr als 50 Jahre. Nach dem Studium bei Cellisten wie Walter Grimmer erhielt er wichtige kammermusikalische Impulse an der Juilliard School in New York City. Demenga befasst sich intensiv mit den verschiedenen klassischen und romantischen Stilepochen und setzt sich auch mit Improvisation auseinander. Sein besonderes Interesse gilt der Neuen Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Als Interpret von zahlreichen namhaften Uraufführungen – darunter Werke von Heinz Holliger (Schweizer Grand Prix Musik 2015) – und als Komponist und Solist steht Demenga für eine sehr persönliche zeitgenössische Musiksprache. Eine umfangreiche Reihe an Aufnahmen für das Label ECM dokumentiert sein enormes Repertoire eindrucksvoll.
Thomas Demenga unterrichtete 45 Jahre als Professor an der Hochschule für Musik Basel. Als künstlerischer Leiter zeichnete Demenga verantwortlich für namhafte Ensembles wie die Camerata Zürich und mehrere Festivals, darunter das Davos Festival. Demengas weites Wirkungsfeld unterstreicht seine Vielseitigkeit und sein grosses Engagement für die klassische und zeitgenössische Musik.
Titus Engel - Brückenbauer zwischen Tradition und Avantgarde
Titus Engel ist ein visionärer Dirigent. Der gebürtige Zürcher findet dank seiner Vielseitigkeit und Neugierde neue Perspektiven auf klassische und zeitgenössische Musik. Zudem setzt sich der 1975 geborene Wahlberliner für innovative Konzertformate ein.
Titus Engel studierte Philosophie und Musikwissenschaften in Zürich und Berlin. Sein Dirigierhandwerk erlernte er in Dresden, wo er im Jahr 2000 sein Operndebüt gab. Seither folgten zahllose Gastspiele in den USA und in Europa, etwa am Teatro Real in Madrid, wo Engel 2014 eine umjubelte Uraufführung von Charles Wuorinens Oper Brokeback Mountain verantwortete. 2020 wurde er vom deutschen Magazin Opernwelt zum Dirigenten des Jahres gewählt. Seit 2023 leitet Titus Engel als Principal Conductor die Basel Sinfonietta, das weltweit einzige sinfonische Orchester für zeitgenössische Musik.
Mit seinen Programmen, die alte und neue Musik verbinden, spricht Engel ein breites Publikum an. In einem Interview sagt er: «Das gängige Repertoire ist viel zu eng, wir müssen dringend Neues entdecken.» So vermittelt Engel als Brückenbauer zwischen Tradition und Avantgarde – und bringt mit seinem präzisen und einfühlsamen Dirigat unerwartete musikalische Zusammenhänge ans Licht.
Jannik Giger - Komponist mit audiovisueller Wandelbarkeit
Jannik Giger ist ein Komponist und Künstler, der weit über die Grenzen der Musik hinausdenkt. Die Werke des Baslers überschreiten spielend traditionelle Formen – und öffnen neue Wahrnehmungshorizonte.
Jannik Giger ist 1985 geboren. Nach dem Studium in Bern und Luzern absolvierte er einen Masterstudiengang in spezialisierter Musik-Performance in Basel. Gigers Werke werden im In- und Ausland aufgeführt, so etwa Troisième oeil für Kammerorchester in der berühmten Wigmore Hall in London. Er arbeitet mit renommierten Ensembles und Orchestern wie der Camerata Bern, der Basler Sinfonietta oder dem Arditti Quartet zusammen. Ob Kammermusikstücke, Videoarbeiten, Musiktheater, Klanginstallation oder Soundtracks für populäre Schweizer Filme wie Drii Winter: Jannik Gigers Kunst entfaltet eine unmittelbare Wirkung, die durch ihre Wandelbarkeit überrascht und fasziniert.
Gigers Werk bricht mit Konventionen, sucht die Herausforderung und den Austausch. Beispielhaft dafür steht seine neuere Arbeit wie der Kurzfilm Lamento, der 2024 an den Solothurner Filmtagen Schweizer Premiere feierte und mit Zitaten aus der Popmusik spielt.
Charlotte Hug Raschèr - Forscherin in den Zwischenräumen der Künste
Charlotte Hug Raschèr ist experimentelle Musikerin, Komponistin und bildende Künstlerin. In ihrem Schaffen definiert und erfindet sie mit Bratsche, Stimme, Elektronik und Bildern die Grenzen zwischen den verschiedensten Disziplinen neu. Für ihre Performances erfindet die 1965 geborene Zürcherin eigene Spieltechniken dank Innovationen wie dem «soft bow» (Weichbogen) oder sie nutzt die von ihr entwickelten Son-Icons als visuelle Partituren.
Die Son-Icons sind der Kern von Charlotte Hugs Raschèr Schaffen. In diesen Bildern verschmelzen Musik-Notation und visuelle Kunst zu einem neuen Möglichkeitsfeld für Interpreten und Interpretinnen. Die Londoner Improvisationsszene hat die Künstlerin dabei massgeblich geprägt. Ihre Werke und Raumpartituren werden von Chören, Orchestern und interdisziplinären Ensembles gespielt. 2011 wurde Charlotte Hug Raschèr bei Lucerne Festival als Artiste Étoile ausgezeichnet.
In ihren Performances sucht Charlotte Hug Raschèr an ungewöhnlichen Orten die Extreme. So spielte sie im Rhonegletscher oder in einem Gefängnis. Für diese Performances arbeitet Charlotte Hug Raschèr nicht nur mit Musik- und Kunstschaffenden zusammen. Ihre Kunst lebt auch vom Austausch mit der Wissenschaft, beispielsweise in Bereichen wie der Glaziologie oder der Schlafforschung. So findet Charlotte Hug Raschèr immer neue Ausdrucksformen in den Zwischenräumen der Kulturen und fordert alle unsere menschlichen Sinne heraus.
Nach dem im April 2025 erschienenen Solo-Album IN RESONANCE WITH ELSEWHERE (FSR Records) wird Charlotte Hug Raschèr bis 2026 damit durch Europa touren.
Stereo Luchs - Urbaner Poet am Puls des Zeitgeistes
Silvio Brunner, seit 2007 bekannt als Stereo Luchs, ist ein messerscharfer Beobachter. Der Zürcher Musiker sticht durch seine tiefgründigen Texte und Tracks hervor, die von aktuellen Hip-Hop und Dancehall-Strömungen getragen werden. Er erzählt von urbanen Realitäten und menschlichen Gefühlswelten und trifft mit seiner Musik den Nerv der Zeit.
Stereo Luchs debütierte mit dem Album Style Generator (2007), das gemeinsam mit dem Zürcher Reggaekünstler Phenomden entstanden ist. Seither entwickelt der 1981 in Wiedikon geborene Brunner seine Musik und seine Stimme kontinuierlich weiter. Konnte man die frühen Tracks noch klar mit Rap und Reggae in Verbindung bringen, entfernte sich Silvio Brunner immer stärker von klaren Genres. Alben wie Lince (2017) oder das schlicht selbstbezeichnende Stereo Luchs (2021) zeigen einen vielseitigen Künstler, der den Zeitgeist und Spielarten wie Grime und Trap mit persönlichen Texten aus seinem Leben verbindet. Tracks wie «Ziitreis» (2017) zählen zu den originellsten und auch eingängigsten Deutschschweizer Songs der letzten Jahre. Zahlreiche Kollaborationen – etwa mit der Rapperin und Sängerin Soukey oder Pronto (Schweizer Spezialpreis Musik 2023) unterstreichen den Status von Stereo Luchs als Musiker, der ein vielfältiges Publikum inspiriert. Zudem sorgte seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Produktionsteam Kitschkrieg und dem Rapper Trettmann für internationales Aufsehen. Mit Pegel Pegel betreibt Brunner überdies seit 2012 sein eigenes Musiklabel.
2025 arbeitet Stereo Luchs intensiv und zurückgezogen an seinem vierten Album, das 2026 erscheinen soll. Parallel dazu bereitet er eine neue Live-Show vor, mit der er im Dezember 2025 nach zwei Jahren Konzertpause auf die Bühne zurückkehren wird.
Vox Blenii / Vent Negru - Stimmen des Tessiner Musikerbes
Die zwei Musikgruppen Vox Blenii und Vent Negru halten das musikalische Erbe des Tessins lebendig. Beide Gruppen legen einen besonderen Fokus darauf, vergessene Volkslieder aufzuspüren, zu dokumentieren und den Gesang in lokalen Dialekten zu pflegen.
Vox Blenii stammt aus dem Bleniotal. Die 1984 gegründete Gruppe bezeichnet die Feldforschung als ihren Lebensnerv. Die fünf Mitglieder von Vox Blenii suchen bei diesen Recherchen meist ältere Menschen aus der Region auf, hören sich ihre Geschichten und Lieder an und sammeln so Musik, die ihren Ursprung im 19. und dem frühen 20. Jahrhundert hat. Vox Blenii – bestehend aus Aurelio Beretta, Remo Gandolfi, Gianni Guidicelli, Luisa Poggi und Francesco Toschini – interpretieren diese Lieder in originaler akustischer Form. Die Gruppe bewahrt lokales Liedgut, das ohne ihr Wirken längst verloren gegangen wäre.
Das Trio Vent Negru hat seine Wurzeln im Onsernonetal. Seit 1991 interpretieren die drei Mitglieder Mauro Garbani, Esther Rietschin und Mattia Mirenda Volkslieder aus dem südalpinen Raum. Dabei setzen sie auf mündliche Überlieferungen von Wiegen- und Tanzliedern, die sie an den unterschiedlichsten Orten aufführen. Zudem ergänzt das Trio diese Volkslieder mit eigenen Kompositionen.
Mit ihrem Engagement holen Vox Blenii und Vent Negru das reiche Erbe ihrer beiden Täler in die Gegenwart – und machen es mit ihren kraftvollen Interpretationen einem breiten Publikum zugänglich.