Aktionsplan

Im März 2015 nahm eine vom Bundesamt für Kultur moderierte Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die fahrende Lebensweise sowie für die Förderung der Kultur der Jenischen, Sinti und Roma die Arbeit auf. Den Anstoss zur Einsetzung der Arbeitsgruppe gaben verschiedene parlamentarische Vorstösse.

Thematische Schwerpunkte

In den folgenden Themen stellen sich im Zusammenhang mit der nomadischen Lebensweise Herausforderungen, für welche die Arbeitsgruppe Empfehlungen zuhanden des Bundes erarbeitet hat, um den Minderheiten eine ihrer Kultur entsprechende Lebensweise zu ermöglichen.

Plätze

Das Angebot an Stand- und Durchgangsplätzen ist massiv zurückgegangen, das zeigen regelmässige Erhebungen der Stiftung «Zukunft Schweizer Fahrende». Dies gilt für die meisten Regionen, betrifft aber in besonderem Masse die West-, die Ost- und die Südschweiz. Die Suche nach Halteplätzen für Jenische, Sinti und Roma auf der Reise ist zunehmend schwierig. Der Nutzungsdruck auf die raren freien Flächen in den Agglomerationen ist gestiegen, die Bedürfnisse der fahrenden Minderheiten werden oft als letztes berücksichtig oder es werden nicht geeignete Grundstücke angeboten.

Durch Sensibilisierung und Aufklärung soll das Verständnis für die fahrende Lebensweise gefördert und zum Abbau von Vorurteilen und Ängsten beigetragen werden. Zweitens gilt es, die Anliegen der Minderheiten in der Raumplanung zu berücksichtigen.

Bildung

Im Bereich Bildung stehen zwei Herausforderungen im Vordergrund: einerseits die Vereinbarkeit des Rechts auf Bildung mit dem Recht auf Ausübung der traditionellen fahrenden Lebensweise, andererseits die Thematisierung der Minderheiten der Jenischen, Sinti und Roma mit ihrer Geschichte und Kultur im Unterricht. In Schulgemeinden mit Kindern aus fahrenden Familien bedarf es der Sensibilisierung der Schulbehörden für die besonderen Bedürfnisse dieser Schülerinnen und Schüler.

Ziel der Volksschule ist es, Chancengleichheit zu gewährleisten. Den Kindern sollen unabhängig von ihrer Herkunft und Lebensweise alle Bildungswege offenstehen. Darum darf es im Unterricht keine Diskriminierung von Kindern aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Minderheiten der Jenischen, Sinti und Roma geben. Weil Kinder von Eltern mit fahrender Lebensweise während der Sommermonate teilweise lange Abwesenheiten aufweisen, gilt es Bedingungen zu schaffen, welche die Vereinbarkeit von Schulpflicht und Recht auf Bildung einerseits und fahrende Lebensweise andererseits erlauben.

Soziales

Die Praxis der Sozialbehörden ist auf eine sesshafte Kultur ausgerichtet. Personen, die keine feste Wohnadresse haben oder teilweise nomadisch unterwegs sind, passen oft nicht in die Schemata, nach denen die Sozialsysteme funktionieren. Die fahrende Lebensweise oder mangelnde Information der Anspruchsberechtigten sowie ihr allfälliges Zögern, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, erschweren den Zugang zu Leistungen.

Die nomadische Lebensweise soll im Sozialversicherungswesen angemessen berücksichtigt werden und Informationen über Rechte und Leistungen sollen den Betroffenen besser vermittelt werden.

Kultur

Im Bereich Kultur stehen zwei Anliegen im Zentrum der Forderungen von Organisationen und Vertretern und Vertreterinnen der Jenischen, Sinti und Roma: eine Verstärkung der Anerkennung dieser Minderheiten sowie eine bessere Wahrnehmung und Sichtbarkeit in der Mehrheitsgesellschaft. Die Kultur der Jenischen, Sinti und Roma ist Teil der kulturellen Vielfalt der Schweiz. Diese Minderheiten sollen ihre Kultur aktiv und selbstbewusst manifestieren können. Das Wissen über Kultur und Geschichte dieser Gruppen soll gefördert werden.

Das BAK hat Ende 2018 in einem Zusatzdokument die seit 2016 erzielten Fortschritte abgebildet und den Bundesrat über den Stand der laufenden Arbeiten informiert.

Im Zuge der Erarbeitung und Umsetzung des Aktionsplans konnten wichtige Erfolge erzielt und Meilensteine erreicht werden. Der Prozess der Erarbeitung des Aktionsplans hat verschiedenste Akteure an einen Tisch gebracht, hat unterschiedliche Projekte angestossen und auch in den Kantonen eine neue Dynamik ausgelöst. Es gilt nun, die Vorhaben eng zu begleiten und das Momentum zu nutzen, um die nötigen Fortschritte zu erzielen. Insbesondere das Ziel, bis 2022 ein deutlich verbessertes Angebot an Halteplätzen zu erreichen, verlangt von allen Ebenen weitere Anstrengungen.

Letzte Änderung 07.12.2018

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Kontakt

Bundesamt für Kultur
Sektion Kultur und Gesellschaft
Rosalita Giorgetti
Hallwylstrasse 15
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